ich möchte gerne noch etwas einwerfen, was vielleicht wieder einiges durcheinander wirbelt. und zwar: du schreibst: “Ganz anders sieht es für mich aus, wenn es um das Spiel mit Stereotypen innerhalb der queeren Community geht.”
=> was genau ist die “Community”? Ab wann darf sich ein Mensch als der “Community” zugehörig bezeichnen/fühlen. Also ab wann darf dann welcher Mensch die Worte wie benutzen?
Ich habe zum Beispiel einen heterosexuellen Bekannten, dessen zweiter Vorname politische “Unkorrektheit” und Provokation lautet. Dieser Typ wirft mit Worten wie “schwul, gay” etc. herum, bedient sich sexistischer Formulierungen und Äußerungen, und findet das “lustig”, meint es als Spaß, möchte damit zum Nachdenken anregen. Dennoch kommt das bei mir oft total scheiße an. Er ist aber ein Mensch, der definitiv der queeren Community zuzuordnen ist. Er hat viele homosexuelle FreundInnen, der geht auf alle möglichen Regenbogen-Demos, Veranstaltungen etc. Er setzt sich politisch für Gleichberechtigung jeder Art ein.
So… es geht aber nicht darum, diesen Menschen zu bewerten, oder zu schubladisieren. Denn: Ich muss mich mit diesem Menschen bei jedem Thema auf’s neue auseinandersetzen. Mal beleidigt mich seine sexistische Art, mal verstehe ich den Scherz. Mal fühle ich mir auf den Schlips getreten, manchmal denk ich mir “word”- ein bisschen weniger PC tut echt mal gut.
Das heißt für mich: jede Situation verlangt eine eigene “Bewertung” ab. Und so bin ich beim Thema “Objektivität” angelangt. Objektiv zu sein, erscheint mir schier unmöglich, so sehr ich mir auch wünsche gewisse Themen aus einem objektiven allgemeinen Standpunkt her betrachten zu können und zu bewerten, so wenig gelingt es mir.
Weiters: Können wir uns wirklich in (alle) Menschen (zugleich) hineinversetzen? Für mich ist oft etwas eine tiefe Beleidigung, was für jemand anderen kaum eine emotionale Reaktion auslösen könnte. Durch meine Geschichte, psychischen Hintergrund etc. erscheinen mir z.B. viele Scherze und Aussagen in einem anderen verletzenden Licht. Über Objektivität lässt sich lange diskutieren. Und ich liebe diese Diskussionen auch. Aber das heißt, mensch muss alle möglichen Standpunkte miteinbeziehen, Sichtweisen und Perspektiven. Und da wird es wirklich schwierig. Wie also funktioniert korrekt bewerten? Ab wann ist etwas übertriebene PC, ab wann ist es notwendig.
Der einzige für mich ernstzunehmende und ausschlaggebende Kern darin ist: ab wann schadet fehlende PC dem Ruf einer Lebens- und Liebesweise von Menschen? wie kann ich das vermeiden? wie kann ich mich so verhalten/ausdrücken, dass ich keinem Menschen Schaden zufügt, der auch andere Menschen leben und sein lässt, wie sie sind.
Ich wehre mich immer dann gegen Menschen jeder Art, die anderen Schaden zufügen wollen z.b. einer Community, einem anderen Mitmenschen. Ich mache das immer von meinem persönlichen Gegenüber abhängig. Bei einem Zeitungsartikel geht das natürlich nicht. Ich weiß nicht, wer den schreibt, wie die Person fühlt, welche Hintergründe sie hat, etc.
Es ist daher meiner Meinung nach sehr schwer zu sagen: WER darf sich außerhalb der PC bewegen und wer nicht? Wer gehört zur Community und wer nicht? Wer ist eigentlich genau die Biber Redaktion? Kennen wir die einzelnen Menschen und ihre Beweggründe dahinter?
Bin ich teil der Community? DARF ich Begriffe außerhalb der PC verwenden? Ich bin hetero, ich bin weiblich. Was darf ich? Bin ich in der Community, weil ich homosexuelle FreundInnen habe und weil ich mir vorstellen kann, mit einer Frau Sex zu haben?
Also fazit: mich hat der Satz “Ganz anders sieht es für mich aus, wenn es um das Spiel mit Stereotypen innerhalb der queeren Community geht.” gestört. Ab wann ist etwas bitte eine Community? Wann bin ich innerhalb oder außerhalb der “Community”? Ab wann kann man sagen, es ist okay, wenn DU das sagst, aber DER/DIE da darf das nicht sagen?
Für mich ist es ganz einfach: Ich sag einfach nie, das ist so schwul, oder so hetero, oder ich würde auch kein T-Shirt anziehen, wo man einem Mann/einer Frau/einem Hasen oder einem sonstigen Lebewesen den Kopf abhackt. Wozu? Was will ich damit aussagen? Was für mich am geeignesten erscheint, um meinen Sarkasmus auszuleben ist, unter Freunden, wo ich genau weiß, WER was WIE auffasst und selbst da muss man oft diskutieren und darauf achten, wie man was sagt/meint. Ich versuche in jeder Umgebung, wo ich Menschen erreiche, deren Befindlichkeiten/Hintergründe ich nicht kenne, keine Beleidungen oder Sarkasmus anzuwenden und wenn ich es tue, versuche ich es so zu erklären, dass jeder weiß, dass es Sarkasmus ist.
Ich befinde deinen Artikel trotzdem als sehr gut. Hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und ich über die Schwierigkeitenbeim Thema PC auch schon als Gastautorin schreiben. Habe es aber nicht geschafft, da meine Ausführungen oft unklar und, wie man sieht, zu lange sind und oft nicht zum Punkt komme. Weil bei mir meist nach jedem Punkt ein “Beistrich, ABER…” stehen könnte. Daher große Klasse, dass du dich an dieses schwere Thema gewagt hast und versucht hast, es abzuhandeln. meiner Meinung nach fehlen aber viele “Beistrich, und abers…” ABER der Artikel würde dann vielleicht genau so lange und unverständlich werden, wie mein Kommentar hier.